Wie es begann: Die SDW auch in der DDR …

Zur politischen Wende im November 1989 waren viele Mitarbeiter unseres Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes (StFB) Königs Wusterhausen natürlich auch gespannt darauf, zu erfahren, wie die Betreuung und Bewirtschaftung des Waldes unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen erfolgte, als wir sie bis dahin in der DDR kannten.

 

Im südlichen Umland von Berlin tätig lag es für uns nunmehr nahe, unsere unmittelbaren nördlichen Nachbarn, die (West)Berliner Forsten, um einen Erfahrungs- und Informationsaustausch zu bitten. Das geschah ab Anfang Dezember 1989.

 

 

 Bei den folgenden Gesprächen der Forstleuten beider Seiten war ich beteiligt.

 

In diesem Zusammenhang erfuhr ich kurz vor Weihnachten 1989 auch von der Existenz der SDW als eines Bürger-Verbundes, der sich waldbezogener Landschaftspflege und Naturschutzarbeit, aber ebenso der Sympathiewerbung / Imagepflege für Wald und Forstwirtschaft sowie der Umweltbildung widmete.

 

Ein derartiger Bund von Waldfreunden interessierte mich damals aus zwei Gründen ganz besonders:

Ich war erstens von diesen speziellen Verbandsinhalten fasziniert, weil forstberuflich von Beginn meiner forstlichen Laufbahn an unter dem Stichwort „Landeskultur“ damit befasst,

und versuchte zweitens damals, an der TU Dresden in Sachen „Forstliche Öffentlichkeitsarbeit“ zu promovieren – auch dies ja ein Anliegen jenes Waldfreunde-Verbandes.

 

Deshalb nahm ich in der Folge Kontakt auch zu Vertretern des Berliner SDW-Landesverbands auf und wurde hier u.a. ermutigt, einen solchen forstpolitisch wirksamen Waldfreunde-Bund auch im südöstlichen Berliner Umland auf die Beine zu stellen.

Das gelang schnell: rund ein Dutzend engagierter Forstleute und andere Wald- und Naturschützer gründeten am 14.03.1990 im Kulturraum des StFB Königs Wusterhausen den (zunächst durch mich geleiteten) SDW-Regionalverband Dubrow. Ein „e.V.“ mit formeller Satzung und Programmatik war das natürlich noch nicht; die gesetzlichen Voraussetzungen dafür waren damals - ein halbes Jahr vor der Wiedervereinigung - ja gar nicht gegeben, und so konnte der Eintrag unseres kleinen Waldverbundes ins Vereinsregister erst 1991 erfolgen. Aber das zählte für uns nicht angesichts der Begeisterung für Neubeginn …

 

Der SDW-Bundesvorstand erfuhr von dieser spontanen Initiative – sei es durch unsere Berliner Freunde, sei es über Prof. Hans Joachim Fröhlich, mit dem ich damals erste Arbeitskontakte zur Erfassung alter liebenswerter Bäume auch auf DDR-Gebiet pflegte.

Da es sich immerhin um die erste SDW-Gliederung der DDR überhaupt handelte, ließen die Bonner sich natürlich die Gelegenheit zu einer flankierenden öffentlichkeitswirksamen Aktion nicht entgehen:

Gemeinsam organisierten wir rund einen Monat später und aus Anlass der internationalen Tages des Baumes am 21.04.1990 in dem im südöstlichen Berliner Umland gelegenen Forstrevier Dubrow (slawisch: Eichenland) nahe der Naturschutzstation Frauensee (heute: Märkisches Haus des Waldes) eine Waldaktion des neu gegründeten Bundes.

Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde u.a. der damals 82-jährigen Waldarbeiterin Charlotte Käfert, die sich um die Wälder des südlichen Berliner Umlands sehr verdient gemacht hat, eine alte Dubrow-Eiche gewidmet.

 

Auf beigefügtem historischen Pressefoto ist der Moment dieser Baumwidmung festgehalten;

von rechts sind hier zu sehen: der Direktor des StFB Königs Wusterhausen Hartmut Förster,

das Mitglied des SDW-Bundesvorstandes Dr. Dieter Denecke, der SDW-Präsident Reinhard Freiherr von Schorlemer, der Leiter des SDW-Regionalverbands Dubrow Klaus Radestock,

die Waldarbeiterin Charlotte Käfert und Mitglieder der Frauen-Jagdhornbläsergruppe des StFB Königs Wusterhausen.

 

Klaus Radestock